Die Ausstellung STADTVISIONEN 1910 I 2010 –
Bilanz und Ausblick anlässlich des 100. Jahrestages der Allgemeinen Städtebau-Ausstellung in Berlin
… kommt nach Weimar – im Januar 2013!
Eröffnung: 10. Januar 2013, 17.00 Uhr, Oberlichtsaal
Vor 100 Jahren trat die noch junge Disziplin des Städtebaus, resp. Stadtplanung, mit einem fulminanten Paukenschlag an die Öffentlichkeit. Hervorgegangen aus dem Wettbewerb für ein Groß-Berlin, präsentierte sich die internationale Fachwelt mit den neuesten Planungen, Projekten und Theorien auf einer bis dahin einzigartigen Schau. Dieses historische Ereignis bietet den Anlass wie den thematischen Aufhänger für eine bilanzierende Rückschau sowie für eine Darstellung zukunftsweisender aktueller Tendenzen im Städtebau.
Die Ausstellung STADTVISIONEN 1910|2010 ist mit Bundesmitteln des Nationalen Strategieplans für eine integrierte Stadtentwicklungspolitik (Nationale Stadtentwicklungspolitik) durch das Bundesinstitut für Bau- Stadt- und Raumforschung (BBSR) gefördert worden. An der Ausstellung waren die TU Berlin (federführend), die Universität Dortmund sowie die Bauhaus-Universität Weimar, vertreten durch Harald Kegler, beteiligt. Sie wurde im Architekturforum der TU Berlin am Ernst-Reuter-Platz vom 14. Oktober bis 3. Dezember 2010 präsentiert. Danach wanderte sie nach Dortmund und Kassel (London und Glasgow).
Die Ausstellung unternimmt den Versuch, anhand von vier der damals im Städtebaudiskurs federführenden Städte, Berlin, Paris, London und Chicago, Besonderheiten und Vergleichbares herauszuarbeiten. Wurden vor 100 Jahren die grandiosen Planungen für Chicago weltweit gefeiert, rückten Paris und London in das Zentrum der Debatten um die urbanistische Zukunft der Weltstädte, und zeigte Berlin Planungen, bei denen die wichtigsten Fragen der Zeit in einer stadtregionalen Sicht zusammengeführt wurden, so ergibt sich heute die Frage, ob diese Kultorte des Städtebaus von gestern immer noch oder, angesichts der neuen Herausforderungen, wieder eine Rolle spielen. Können sie, angesichts des „Endless-City-Hipe“, der sich um die Mega- bzw. Turbostädte von Shanghai bis Dubai rankt und die Entwicklungen in den frühindustrialisierten Regionen dieser Welt in den Hintergrund treten lässt, erneut Antworten auf die drängenden Fragen der Gegenwart geben? Die Metropolen der „alten“ Welt haben sich heute den Herausforderungen von Klimawandel, Demografie, Infrastruktur etc. gestellt – wenngleich weit mehr im Schatten globaler Aufmerksamkeit als vor 100 Jahren.
Mit Blick auf die vier gewählten Modellstädte wurden für die Ausstellung sechs (1910) und acht Themenfelder (2010) ausgewählt, die das gesamte Spektrum des jeweiligen Städtebaus angemessen widerspiegeln sollen. Die relative Ähnlichkeit der Themenfelder 1910 und 2010 war das Resultat einer jeweils unabhängigen Suche, die erst im Ergebnis die erwarteten Unterschiede, auch erstaunliche Bezüge sichtbar werden ließ. Denn die Themenfelder von damals ähneln denen von heute, wenngleich sich die Vorzeichen drastisch geändert haben: Damals stand alles unter dem Verdikt einer rationalen Gestaltung des uneingeschränkten Wachstums der Städte, von Prosperität und Progression, die es zu lenken gelte. Heute steht der soziale und ökologische Umbau der Stadtregionen, deren Reurbanisierung und Revitalisierung, ja sogar perspektivisch deren Schrumpfung, auf der Tagesordnung.
Themenfelder 1910 Themenfelder 2010
Kult des großen Plans | Kult des strategischen Plans |
Monumentalisierung des Stadtzentrums | Neue Stadtmitte: Schaufenster der Stadtregion |
Urbane Alternativen zur hoch verdichteten Innenstadt | Alte Arbeiterquartiere: Brennpunkte des Wandels |
Quartiere des modernen sozialen Wohnungsbaus: Abriss oder Umbau | |
Stadtbrachen: Potenziale mit Zukunft | |
Neue Gartenvorstädte | Alternativen zur suburbanen Zersiedelung |
Grünzüge, Grüngürtel und Volksparks | Großstadtgrün: klein und groß |
Mobilität in der Stadtregion | Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion |
Eingerahmt wird die Gegenüberstellung vom „Kult des großen Plans“, der 1910 ein Markenzeichen des neuen Fachgebietes geworden, das aus ursprünglich aus Architektur und Ingenieurwesen hervorgegangen war, und der das Planungsdenken befeuerte. Heute erfährt der große Plan als strategischer Plan eine – wenn auch gewandelte – Renaissance; diesmal unter dem „Markenzeichen“ der Nachhaltigkeit. Die Fragen haben sich gar nicht so sehr geändert, sie stellen sich jetzt aber grundsätzlich neu im Kontext des Klima- und Demografiewandels sowie des Abschieds von der alten Industriegesellschaft.
Ausstellung:
Eröffnung: 10. Januar 2013, 17.00 Uhr, Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar, Oberlichtsaal
Finissage: 1. Februar 2013, 17.00 Uhr, mit anschließendem Fest.
Eröffnung: Rektor, Prof. Dr. Beucke und Dekan, Prof. Rudolf
Festvortrag: Prof. Dr. Harald Bodenschatz, TU Berlin.
Kurator: PD Dr. habil. Harald Kegler
Assistenz der Ausstellung: Ilona Haddasch, Michael Schwind
PR: Gabriela Oroz
Institutionen: Fakultät Architektur (Dekan, Prof. Rudolf) mit Bauhaus-Institut für Theorie und Geschichte der Architektur und Planung (Direktor: Prof. Dr. Ruhl) und Institut für Europäische Urbanistik (Direktor: Prof. Dr. Nentwig)
Partner: TU Berlin (Dr. Nägelke, Prof. Dr. Bodenschatz), TU Dortmund (Prof. Dr. Sonne)
Rahmenprogramm: Führungen und begleitende Veranstaltungen (siehe www.uni-weimar.de )
Literatur:
Bodenschatz, Harald; Gräwe, Christina; Kegler, Harald; Nägelke, Hans-Dieter; Sonne, Wolfgang (Hrsg.) (2010): Stadtvisionen 1910 I 2010, Berlin (Katalog, dom publisher))
Bodenschatz, Harald; Frick, Dieter; Kegler, Harald; Nägelke, Hans-Dieter; Sonne, Wolfgang (2010): 100 Jahre Allgemeine Städtebau-Ausstellung in Berlin, in: Stadtbauwelt 187, S. 14-21
Bodenschatz, Harald; Kegler, Harald (2010): Die Allgemeine Städtebau-Ausstellung in Berlin 1910 – ein Jahrhundertereignis, in: PlanerIn 2-10, S. 5-7
Kegler, Harald; Bodenschatz, Harald (2010): STADTVISIONEN 1910|2010 – Berlin Paris London Chicago, in: Jahrbuch der Stadterneuerung 2010, S. 35-46, Berlin
Poster zur Ausstellung: Download